Thorsten Lemke, Vater von zwei Töchtern und Mitgründer des Fördervereins der Schulen Emmering, hat seine professionelle Laufbahn in der IT unterbrochen, um sich ganz den Themen MINT-AGs an Schulen und schulische Transformation zu widmen. Was treibt ihn an? Wir hatten die Chance, ihm 6 spannende Fragen zu seinem Engagement und seinen Zielen zu stellen!
1. Was hat Sie dazu inspiriert, MINT-AGs für die 1. und 2. Klasse anzubieten?
Ich fand es schon immer wichtig, dass Kinder so früh wie möglich die „Sprache der Computer“ lernen. Denn die gehören schon lange in den Alltag und jeder sollte in der Lage sein, sie bestmöglich zu nutzen. Meine Kinder sind inzwischen 12 und 15 Jahre alt und ich habe ihnen bereits im Grundschulalter die Grundlagen der Programmierung nahegebracht. Leider ist die Vermittlung eines solchen Wissens auch heute noch vor allem abhängig von der Initiative und dem Kenntnisstand der Eltern.
Was mich gerade jetzt aufgeschreckt und zu der Entscheidung der beruflichen Auszeit geführt hat, ist der Siegeszug von ChatGPT. Das hat mir klar gemacht, wie viel schneller als erwartet Künstliche Intelligenzen im Leben unserer Kinder eine signifikante Rolle spielen werden. Selbst KI-Experten geben offen zu, dass sie keine Vorstellung davon haben, wie die Welt aussehen wird, in die wir die heutigen Grundschüler*innen in 10-15 Jahren entlassen werden
2. Welche Ziele verfolgen Sie mit den MINT-AGs?
Ich bin überzeugt davon, dass es nur noch wenige Jahre dauern wird, bis Roboter und Künstliche Intelligenzen ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft sein werden und unsere Kinder täglich mit ihnen interagieren. Ich möchte einen Beitrag leisten, sie darauf vorzubereiten. Mir geht es im weitesten Sinne um die Vermittlung von Medienkompetenz. Das Programmieren von Robotern ist da nur ein Einstieg, mit dem man die Kinder leicht begeistern kann.
Am Ende strebe ich ein Konzept an, das ab der ersten Klasse startet und die Schüler*innen über ihre gesamte Schullaufbahn begleitet. Mein Fokus liegt dabei zunächst auf den Grundschulen, aber mir ist es ebenso wichtig, dass das vermittelte Basiswissen später an den weiterführenden Schulen aufgegriffen und vertieft werden kann. Darum liegt mir auch von Anfang an die enge Zusammenarbeit mit der Digitalen Schule FFB am Herzen.
3. Warum haben Sie sich für Matatalab entschieden?
Das System von Matatalab ist extrem flexibel und sehr gut erweiterbar. Dadurch lässt sich das gesamte Altersspektrum der Grundschule abdecken, ohne dass man das System wechseln muss. Man startet in der ersten Klasse mit Symbolplättchen und Spielfeldern, die keine Lesekenntnisse erfordern. Die Spielfelder lassen sich durch die Kinder kreativ erweitern und man kann den Lernstoff in spannende Geschichten verpacken. Später lässt sich die Komplexität dann schrittweise erhöhen mit verschiedenen Sensoren und einer zugehörigen Tablet-Software, die auf Scratch basiert. An dem Punkt ist das System dann ähnlich zu den Lego Education Produkten, die gerne an den weiterführenden Schulen verwendet werden, und die Kinder werden keinerlei Probleme haben, sich damit zurechtzufinden und ihr Wissen weiter zu vertiefen.
4. Wie wollen Sie die AGs gestalten?
Ich werde die AGs gemeinsam mit meiner Frau durchführen und wir planen, den Ablauf sehr interaktiv zu gestalten. Wir wollen Kreativität und Experimentierfreude fördern und die Kinder viel selbst erarbeiten lassen. Außerdem werden wir Geschichten erzählen und möchten, dass die Kinder ihren Roboter auf seinen Abenteuern begleiten und auch eigene Geschichten entwickeln.
Uns geht es nicht um die Wissensvermittlung, sondern darum, Kommunikation, Interaktion und kreative Lösungsfindung in den Vordergrund zu stellen. Wir wollen, dass die Kinder lernen, neue Medien schöpferisch zu nutzen und nicht nur passiv zu konsumieren. Das geht weit über die reine Programmierung von Robotern hinaus und wir werden uns bemühen, sowohl Papier und Stift als auch Tablets und einfache Apps in die AGs zu integrieren. Für die Vorbereitung der Lerneinheiten und der Geschichten werden wir übrigens auch ChatGPT nutzen.
5. Wie möchten Sie sicherstellen, dass die MINT-AGs für alle Kinder zugänglich und ansprechend sind, unabhängig von ihren Vorkenntnissen?
In den ersten Lerneinheiten werden wir ausloten, wie der Kenntnisstand der Gruppe ist und können dann den konkreten Ablauf entsprechend anpassen. Zum einen werden die Kinder in Gruppen arbeiten, die sich so gestalten lassen, dass sie sich gegenseitig unterstützen können. Zum anderen sind wir zu zweit, so dass einer von uns gezielt helfen kann, während der andere den Gesamtablauf im Auge behält. Außerdem lässt sich die Komplexität der Inhalte quasi stufenlos anpassen, so dass wir für jedes Kind die passende Herausforderung anbieten können.
6. Gibt es Pläne für eine Einführung von MINT-AGs in weiteren Grundschulen im Landkreis?
Im Schuljahr 2023/24 werden wir zunächst an den Grundschulen in Emmering und Puchheim Süd aktiv sein. Dort werden wir die neu entwickelten AGs testen und dokumentieren, um daraus eine Blaupause zu machen, die an weiteren Schulen im Landkreis genutzt werden kann. Durch die Zusammenarbeit mit der Digitalen Schule FFB wollen wir sicherstellen, dass sich unser Angebot gut in die allgemeinen Pläne zur Digitalisierung an den Schulen einfügt. Das Interesse der Schulen ist groß und auch die Eltern fragen immer mehr nach derartigen Angeboten. Der limitierende Faktor ist hierbei wie so oft der Mensch, der die AGs durchführen kann. Darum denken wir auch bereits jetzt darüber nach, wie wir mehr Lehrkräfte, Eltern, Studierende oder sonstige Interessierte in die Lage versetzen könnten, die AGs umzusetzen. Jeder, der sich vorstellen könnte, in dieser Hinsicht mit uns zusammenzuarbeiten, darf sich gerne unter robo-ag@clever.ms mit uns in Verbindung setzen.
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